Viele traditionelle Kanäle von NGOs (etwa Face2Face Fundraising) haben in der Corona-Krise besonders gelitten. Doch gerade NGOs stützen sich maßgeblich, wie der Name schon andeutet, auf Einnahmen aus Spenden. Die positive Nachricht lautet: Oftmals schlummert noch viel Potenzial im Bereich Online-Marketing. Viele NGOs könnten intensiver von ihren digitalen Kanälen profitieren, indem sie ihren Fokus mehr ins Netz verlagern.
Im Folgenden gehen wir auf ein paar Beispiele ein, wie Vereine und NGOs digitale Medien nutzen können, um Spenden zu generieren und / oder für den eigenen Zweck zu werben.
Wer eine Abwechslung zu den allgegenwärtigen negativen Corona Nachrichten sucht, wird sicherlich bei Youtube Videos von “The Dodo” fündig. The Dodo erzählt herzzerreissende Geschichten von Hunden, Katzen und anderen Tieren. Die Geschichten drehen sich um Vierbeiner, wie sie verlassen und ausgesetzt gefunden wurden, aufgepäppelt werden konnten und am Ende ein neues zu Hause finden. Ein paar Beispiele gefällig?
Die Geschichten sind beliebt und millionenfach geklickt. Der “The Dodo” genau wie viele andere Channels möchte bei Zuschauern Optimismus und Hoffnung verbreiten. Es geht dabei jedoch um mehr. Der Youtube Channel mit mehreren Millionen Zuschauern, generiert Einnahmen, die für den Tierschutz verwendet werden (können). Neben den Werbeeinnahmen von Youtube kann die Plattform genutzt werden, um Merchandise zu verkaufen.
Das Beispiel zeigt, dass viele NGOs ihre Projekte nutzen können, um mit Emotionen Online ihre Zielgruppe zu erreichen. Gerade bei NGOs, die sich Themen wie dem Kinderschutz oder das Tierwohl zur Aufgabe gemacht haben, wirken Emotionen besonders stark. Aber auch viele andere Projekte eignen sich dafür über Emotionen und Videos mehr Menschen online zu erreichen.
Viele NGOs setzen sich für Verbesserungen von Bedingungen im In- und Ausland ein. Sie haben dabei direkten Kontakt zu den Menschen vor Ort. Es bietet sich daher oftmals die einmalige Chance, Produkte die vor Ort hergestellt werden, im Land der NGO (beispielsweise Deutschland oder Schweiz) zu Verkaufen. Die Erlöse können ohne Mittelsmänner den Produzenten vor Ort zugutekommen. Beispiele sind:
Hinzu kommt, dass NGOs oftmals einen guten Ruf besitzen in Bezug auf die Qualität der Waren. Ein ökologischer Anbau und faire Behandlung der Mitarbeiter wird für Konsumenten immer mehr kaufentscheidend. Unternehmen setzen daher oftmals auf Siegel, um die Arbeitsbedingungen zu attestieren. NGOs genießen hier oftmals Vorteile und können auf Siegel verzichten und hochwertige Produkte direkt Online vertreiben.
Die Werbeanzeigen von Google (Google Ads) sind weltbekannt und jeder von uns klickt sie regelmäßig an. Die Werbetreibenden Unternehmen müssen diese Klicks teuer bezahlen. Für NGOs gibt es jedoch spezielle Programme, sodass sie ihre Botschaft kostenlos im Internet teilen können.
Google will sich damit – nach eigenen Angaben – nachhaltig für eine Verbesserung der Welt einsetzen. Aus diesem Grund können NGOs – nach eine Bewerbung – bis zu 10.000 USD im Monat als Werbebudget erhalten. Dies ist für viele NGOs ein gewaltiges Budget. Eine erfolgreiche Bewerbung für Google Grants ist oftmals ein wichtiger Meilenstein bei NGOs, da die Reichweite so ohne finanzielle Mittel stark gesteigert werden kann.
Eine Studie aus den USA zeigt, dass 55% der Nutzer, die über Social Media mit NGOs im Kontakt waren, die Inhalte entweder geteilt haben (mehr Reichweite generiert) oder selber tätig geworden sind (bspw. gespendet).
Social Media ist im Allgemeinen ein wichtiger Platz um über Emotionen Menschen zu erreichen. Es gibt heute nicht mehr nur Instagram, Facebook und Whatsapp, sondern zahlreiche Social-Media-Kanäle zu denen etwa auch Twitch und viele weitere Plattformen zählen. NGOs die bislang nur auf vereinzelte Kanäle gesetzt haben, sollten sich eine Ausweitung überlegen. Tools wie Buffer helfen dabei, alle Kanäle zentral an einem Ort verwalten zu können.
Eine Website sollte heute für alle NGOs selbstverständlich sein. Da im Internet sehr viel über die Adressierung von Emotionen und Gefühlen abläuft, ist es auch hier wichtig die Website mit starken Bildern und Farben zu hinterlegen. Im Allgemeinen sollte die Website also ein frsiches und modernes Design besitzen. Bilder sollten die dominante Sprache des Layouts sein.
Was den Content angeht, können NGOs regelmäßig über Updates berichten, Eindrücke vermitteln und die Leser an dem Leben der NGO teilhaben lassen. Außerdem sollte es natürlich direkt online auf der Website möglich sein, Spenden zu beantragen oder aufzugeben. Dabei ist wichtig den Spendenprozess so einfach wie möglich zu gestalten.
NGOs dürfen diesbezüglich nicht anders denken, als ein klassischer Online Shop. Online Shops verbringen sehr viel Zeit mit der sogenannten Conversion Rate Optimierung. Für viele NGOs ist dies noch ein Fremdwort, sollte es aber nicht mehr lange sein.
Natürlich muss die Homepage auch für die Anwendung auf mobilen Geräten (Smartphones) optimiert sein. Das ist oftmals bei kleineren Organisationen noch nicht vollständig umgesetzt. Dies ist zwar heute Standard, aber gerade NGOs die in den letzten Jahren kein größeres Update mehr auf der Website durchgeführt haben, sollten den Stand der Technik überprüfen.
Genauso wie die Website sollten NGOs Wert auf einen regelmäßigen Newsletter legen. Die Subscriber könnt ihr über Neuigkeiten informieren und auf dem Laufenden halten. Nicht immer gibt es große Neuigkeiten, in diesem Fall reichen auch kleine Anekdoten und Stories.
Auch ein paar Bilder aus dem Arbeitsalltag kommen gut an. Wichtig ist es im Kontakt mit euern Spendern und Subscribern zu bleiben. Ihr solltet daher analog wie auch im Bereich Social Media eine Art Redaktionsplanung entwerfen.
Das hilft euere Follower regelmässig zu informieren und ihr könnt eure Kommunikation langfristiger planen. Der Redaktionsplan sollte sich dabei nicht auf den Bereich Newsletter beschränken, sondern auch auf die Website und Social Media erstrecken.
Gerade in der Corona-Zeit ist das Video Format immer beliebter geworden. Hier könnt ihr interaktiv mit Spendern ins Gespräch kommen. Ihr könnt so etwa Einblicke in die Arbeit vor Ort geben und seid direkt zugänglich für Feedback und Fragen.
Ihr könnt bspw. als Tierschutzorganisation ein Live Rundgang über das Gelände organisieren. Als NGOs im Bereich der Vermeidung von Kinderarbeit könnt ihr bspw. ein Interview oder Podcast mit Politikern und bekannten Persönlichkeiten zum Thema Kinderarbeit aufnehmen.
Hier gibt es zahlreiche interessante Formate, wie ihr bestehende Spender und zukünftige Spender erreichen könnt. Gerade in den aktuellen Zeiten, wo persönliche Anlässe vermutlich noch länger höchstens mit Einschränkungen stattfinden können, helfen digitale Meetings.
Während des Webinars tendenziell eher die Form einer einseitigen Präsentation haben, können auch klassische Events digital organisiert werden. Hier ist oftmals ein bisschen Kreativität gefragt.
Beispiel: Statt einem Spendenlauf vor Ort könnt ihr einen reinen virtuellen Spendenlauf organisieren. Freunde und Familienmitglieder können per Smartphone oder vom Laptop aus ihre Läufer anfeuern. Wer bislang für das Fundraising etwa auf einen Spendenlauf gesetzt hat, kann diesen nun virtuell und digital abhalten. Ein Vorteil: Die Spendenläufe sind nicht mehr auf einen Ort beschränkt, sondern können theoretisch weltweit stattfinden. Jeder Läufer ist so individuell auf seiner Lieblingsstrecke unterwegs und hat ein Smartphone oder Smartwatch dabei.
Die Corona-Pandemie hat auch NGOs vor neuen Herausforderungen gestellt, doch hierfür gibt es viele kreative Lösungen.
Gerade NGOs können noch viel stärker ihre digitale Kanäle nutzen und ausbauen. Einige Anpassungen sind schnell erledigt und brauchen geringes Expertenwissen. Andere Bereiche sind komplexer und erfordern eine gewisse Einarbeitung. In jedem Fall lohnt es sich jedoch vermehrt die digitalen Kanäle zu bespielen, da ihr so – unabhängig von Corona – noch deutlich mehr Spender erreichen könnt.